"Die Beherrscher des Rüssels"
Wir sind Zukunft: Vincent Timm und Dennis Krüger vom Maxdorfer Gymnasium gewinnen mit ihrem Modell den ersten Preis
Von Julia Köller
MAXDORF. Beim Schülerwettbewerb „Faszination Technik“ des Verbands Verein deutscher Ingenieure (VDI) und des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums haben Vincent Timm aus Bad Dürkheim und Dennis Krüger aus Ellerstadt einen ersten Platz belegt. Die beiden Elfjährigen vom Gymnasium Maxdorf haben die Jury mit ihrem Modell eines Elefantenrüssels überzeugt.
Als das Schreiben im Briefkasten lag, war die Aufregung groß. „Wir hatten aber nur die Info, dass wir unter den Besten waren“, erinnert sich Vincent. Aber ob es die besten drei, zehn oder 100 waren, sei ihnen nicht klar gewesen. Dass er und Dennis tatsächlich den ersten Platz in der Kategorie Modelle errungen hatten, erfuhren die zwei erst bei der Preisverleihung im Mainzer Landtag. Und die Freude darüber ist ihnen auch Tage später noch deutlich anzusehen.
Begonnen hatte alles damit, dass Klassenlehrerin Sina Seegmüller, die Naturwissenschaften unterrichtet, den Schülern der Klasse 6a vom Schülerwettbewerb „Faszination Technik“ mit dem Thema Bionik erzählte. Bei Dennis und Vincent stieß sie damit auf offene Ohren. „Es ist eins meiner Lieblingsfächer“, sagt Vincent. Und Dennis stimmt zu: „Meins auch.“ Mehr als diesen Impuls brauchten die beiden Elfjährigen dann auch nicht. Sie ließen ihrer Kreativität freien Lauf.
„Erst hatten wir die Idee, etwas mit Brieftauben zu machen“, berichtet Dennis. Das sei dann aber nicht leicht zu konstruieren gewesen, erklärt Vincent. Eine Schnecke sei auch im Gespräch gewesen. Schließlich sind die Jungs aber beim Elefanten gelandet. Genauer gesagt, bei seinem Rüssel, der extrem beweglich ist. „Der Elefant hat über 40.000 Muskeln im Rüssel und keinen einzigen Knochen“, erläutert Vincent. Und dieses Wunderwerk der Natur wollten sie als Modell nachbauen.
Bei der Internetrecherche stießen sie auf ein Modell, bei dem die Bewegungen durch Schläuche und Pressluft nachgeahmt wurden. „Aber wir hatten die Materialien nicht da, also haben wir es anders umgesetzt“, berichten die beiden. Sie besorgten sich im Baumarkt Holzscheiben, Zwei-Komponenten-Kleber und Anglersehne. In die Holzscheiben bohrten sie jeweils am Rand gleichmäßig verteilt drei Löcher, durch die später die Sehnen geführt werden sollten.
Nun brauchten sie aber Röhrchen, die genau in die Löcher passten, um diese frei von Klebstoff zu halten. Bei der Suche im Haushalt stießen sie auf einen Trinkbeutel, dessen Strohhalm genau den richtigen Durchmesser hatte. Leider nur noch einen. „Der Rest war schon in Nervennahrung geflossen“, sagt Vincent und lächelt verschmitzt. Die passenden Federn für das Probe-Modell fanden sie ebenfalls bei Dennis zu Hause: „Wir haben alle Kugelschreiber geplündert“, erzählt Vincent. Für das endgültige Modell haben sie dann neue gekauft.
Vorgegeben war, dass die Modelle nur 40 Zentimeter breit und hoch sein durften. So lang wurde also der Elefantenrüssel, der auf einem runden Endstück angebracht ist, auf dessen Rückseite die jeweiligen Schnüre enden. Durch Ziehen an den Enden können die Schüler nun den Rüssel in alle Richtungen bewegen. Und weil die Sehnen im Rüssel auf verschiedener Höhe enden, lässt sich das Modell auch an mehreren Stellen krümmen.
Lehrerin Sina Seegmüller ist tief beeindruckt, dass die Elfjährigen die Konstruktion ganz ohne ihre Hilfe erdacht und gebaut haben. „Ich habe es eingeschickt, zumindest das durfte ich noch machen“, sagt sie schmunzelnd. Auch der stellvertretende Schulleiter Stefan Vogt lobt die Sechstklässler: „Das ist schon eine besondere Leistung. Die zwei haben große Werbung für unsere Schule gemacht.“
Überreicht wurden die Preise im Mainzer Landtag von Bildungsministerin Vera Reiß (SPD) und dem VDI-Vorsitzenden Meinolf Gerstkamp. Neben einer Urkunde freuten sich Dennis und Vincent jeweils über einen Bausatz für einen solarbetriebenen Roboter. Und eine Eins von Sina Seegmüller gab es noch obendrauf.
Quelle:
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau - Nr. 39
Montag, den 16. Februar 2015 | S. 23 | Autorin: Julia Köller